Es ist fast so, als würde alles uns davon abhalten wollen, in uns anzukommen. Jeden Tag gibt es noch soviel zu erreichen, zu werden und zu tun. Werbungen, Reklame, Zeitungen, Videos, Posts, Persönlichkeitsentwicklung, Mode, sie teilen uns mit noch nicht gut genug zu sein. Dass wir noch etwas werden müssen, um etwas zu sein. Im täglichen Leben verirren wir uns in den Aufgaben, selbst im Urlaub versuchen wir etwas zu erreichen. Obwohl wir uns immerzu anstrengen, erreichen wir die Karotte nie, die vor unserer Nase baumelt.

Dann, wenn ich genügend Geld habe, werde ich… Dann, wenn ich in Pension bin, werde ich… Dann, wenn mein Körper wieder gesund ist, werde ich… Leben in der Möglichkeit-Blase ist unmöglich. Das Leben steht für uns auf dem Kopf. Gesundheit, Geld und Freiheit sind Ergebnisse unseres Weges. Glücklich sein ist nicht das Ziel, es ist der Weg. Wir versuchen uns mit denselben Mitteln zu retten, die uns in Notlage brachten. Suchen danach uns noch mehr anzustrengen, die Not, das Leid, die Sucht zu besiegen.

Leid ist Widerstand gegen den Fluss des Lebens. Anders ausgedrückt, der Kampf, das krampfhafte Aufrechterhalten von etwas, das aufhörte zu funktionieren. Also die Angst loszulassen und weiterzufließen, körperlich, geistig, emotional, in Einstellung, Lebensweise, den Verhaltensregeln, bei Normen, Freunden, Bekannten und Berufen.

Es zeigte sich in den letzten Schatten-Themen, eine Sucht ist die Suche danach nach Hause zu kommen. In meiner Meditationsgruppe hörten früher oder später alle damit auf zu rauchen oder Fleisch zu essen, ohne dass je jemand etwas dazu sagte. Die Menschen finden sich in der Meditation selbst, kommen an, wenn auch nur für ein paar Minuten. Nun muss nicht für jeden die Meditation der Weg sein.

SehnSucht gibt dem Ganzen eine weitere, tiefere Note. Wonach sehnen wir uns? Suchen wir nach dem Ersehnten in der Sucht? Essen, Sport, Spiele, Computer, Sex, Drogen, putzen, ordnen, helfen, beschuldigen, Aggression, alles kann zu einer Sucht werden, einer Suche nach zu Hause. Doch wie alles, das wir im Inneren brauchen und außen suchen, ist weiterer Schmerz unser Lohn.

Wie kommen wir da bitte raus? Diese Unruhe, dieser Zwang und Trieb in uns, der uns keine Wahl lässt. Akzeptanz, sein lassen, entspannen, uns Raum geben, Widerstandslosigkeit, WuWei, nicht tun, nicht eingreifen, alles weist auf dasselbe hin. Jahrzehnte suchten wir uns zu ändern. Der Schlüssel ist im jetzt damit aufzuhören.

Es ist wie es ist, weil es war, wie es war und es wird sich verändern. Jetzt sind wir, wie wir sind, mit all unseren Gefühlen, Problemen, Gedanken und Fehlern, im nächsten Moment sind wir jemand anderes. Jetzt ist es eben so, ist schon erschaffen, kann nicht mehr geändert werden. Oft fürchten wir uns davor stehenzubleiben, strengen wir uns nicht jeden Tag an. Doch sich selbst sein zu lassen, bewegt alles. Unser Leben ist, wie es ist, durch den täglichen Kampf etwas bewegen zu müssen. Entspannen und spielen wir ein wenig mehr, so sehen wir, das Meiste geschieht von selbst.

Widerstandslosigkeit ist eine Reise für sich, die gegen alles geht, das wir lernten. Zuvor beschriebene Ängste der Unzulänglichkeit, Todesangst, Zweifel, Widerstände, Zwänge zeigen sich. Doch auch all unser Wesen kommt wieder in Fluss, blüht auf, Leichtigkeit und Freude machen sich breit. Süchte verschwinden einfach, ihrer Nährbodens beraubt. Ein intuitiver Gedanke, eine innere Entscheidung und Jahre später der Gedanke, “Das hatten wir auch mal”.

Anregung zur Umsetzung: Bevor wir loslassen, brauchen wir Stabilität, Vertrauen in unsere Fähigkeiten. Nimm dir eine Kerze mit ruhiger Flamme, gut ist ein Teelicht. Stelle es auf ein umgedrehtes Glas auf den Tisch. Schiebe es eine Armlänge von dir weg und sie in die Flamme. In diesem Moment ist diese Flamme deine ganze Welt. Fange mit zwei Minuten an.
Nun, da dein Geist etwas zur Ruhe kam, beginne dich bewusst zu entspannen. Beginne beim Kopf.
Fühle deinen Nacken – entspanne ihn mit tiefen Atemzügen.
Fühle deine Schläfen – entspanne sie.
Fühle dein Kiefergelenk – entspanne es.
Fühle deine Augen – entspanne sie.
Fühle deine Schultern – entspanne sie.
Fühle dein Becken – entspanne es.
Fühle deinen Bauch – entspanne ihn.
Fühle deinen unteren Rücken – entspanne ihn.
Es ist zu beobachten, dass sich der Rest von selbst entspannt so Kopf, Schultergürtel und Becken entspannt sind. Vielleicht magst du dich immer nur auf einen Bereich Kopf – Schultern – Becken konzentrieren und die anderen Bereiche auslassen. Entscheide selbst, was leicht und gut ist.

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