Auf die eine oder andere Weise streben wir alle nach Anerkennung. Warum ist das so, woher kommt das und warum erhalten wir sie so selten? Anerkennung bedeutet, sich und andere zu erkennen. Sehen wir heute jemanden noch wirklich an oder sind wir alle so unter Zeitdruck, dass wir gar nicht mehr die Kraft in uns haben, Zeit für jemanden aufzubringen? “Menschen sind hier, um geliebt zu werden, Dinge, um benutzt zu werden. Das Problem der heutigen Zeit ist, wir lieben Dinge und benutzen Menschen.”

Doch erkennen ist noch nicht alles, es steht noch ein “an” davor, wie in Annehmen. Akzeptieren wir unser Gegenüber und uns selbst, wie wir jetzt sind? Anerkennung wird oft mit Lob verwechselt, wobei Lob immer etwas erzwungen und künstlich ist. Ein Kind, wenn es etwas gemalt hat, will kein “Gut gemacht oder brav!”, es möchte Verständnis für seine Fähigkeit, Anteilnahme, Mit-freude. Mit Lob erkennen wir nur das Ergebnis. Dadurch reduzieren wir uns und das Kind auf seine Leistungen, was wiederum das größte Thema der uns bekannten Welt ist. Für Lob müssen wir immer und kontinuierlich etwas leisten, künstliche Ergebnisse für künstliches Lob. 🙂
Die heutige Welt, besonders die Arbeitswelt, ist auf Druck aufgebaut. Kritik; Stress; aufregen; so lästig und aggressiv sein, wie nur möglich; lügen; tuschen; täuschen; dann geht alles. Beginnen wir nun jemandem Anerkennung zu geben, arbeitet dieser spürbar langsamer. Der Druck ist weg, Leute werden misstrauisch, wenn sie auf einmal anerkannt werden. Sie glauben, dass sie jetzt mehr als nötig tun, da es auffällt und tun folglich weniger. Wir sind ja nicht aus Spaß in der Arbeit, sondern, weil es das geringste Übel ist. Geringstmöglicher Einsatz für größtmöglichen Ertrag, oder? Warum sollten wir als Angestellter anders denken, als die Geschäftsführer?

Gleiches gilt für andere Bereiche, in der Schule bei Erziehung, beim Kauf von Gegenständen, sogar bei Freunden. Alles wird nach Kosten und Nutzen bemessen, Anerkennung bringt auf absehbare Zeit mehr Kosten und nutzt erst auf Dauer. 😉 Da heutzutage alles schnell gehen muss, ein schlechtes Geschäft. Druck und Aggression bekommen wir nicht nur von außen, wir selbst motivieren uns damit. “Ich bin zu dick, zu dünn, zu dumm, zu wenig. Ich kann nicht nur rumsitzen…sonst bin ich nichts wert. Alles muss schön und sauber sein, was halten sonst die anderen von mir.” Würden wir uns jetzt anerkennen und sein lassen, würde dieser Zyklus zum Stillstand kommen. Da uns das Leben immer als ein Kampf und ein Rennen verkauft wurde, verlieren wir. Und den Letzten beißen bekanntlich die Hunde. Tiefe Muster, die uns verborgen sind, doch schlummern tun sie nicht.

Wir fürchten den Stillstand, das Unbekannte und wirklich gesehen zu werden. Woher soll unser Antrieb kommen, wenn wir unser Lebtag nichts anderes gelernt und gesehen haben, als durch Druck bewegt zu werden? Durch Inspiration, wäre eine Antwort, eine vollkommen neue Art des Lebens. Sehr leicht und fein, ohne Druck und Kontrolle, nicht vorhersehbar. Es braucht viel Mut, um still zu sein und den Geistesblitzen zu folgen, die uns immer aus unserem Altbekannten locken werden. Neues kann logischerweise nicht mit den gleichen Bausteinen bzw. Einstellung entstehen. Dann werden wir nicht mehr bewegt, wir brennen innerlich. Wir sind dann Menschen, die von innen heraus leuchten, deren Anwesenheit fordernd und doch erfüllend ist. Es sind die Grundfeste unseres Lebens, die wir infrage stellen, wenn wir Anerkennung leben wollen.

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