Wir leben in einer Welt des Tuns, Schaffens der Reparatur und des Austausches. Wir haben nur unzureichende Worte für die Hohe Kunst des Sein lassens, des Raum gebens, des Erlaubens. Nicht von irgendwo nennen wir sie tun-Wörter und nicht sein-Wörter. 🙂
Mein Herz leuchtet, wenn ich im Einklang mit meinem Fluss des Lebens bin. Mit allen Techniken konnte ich diesen Zustand nicht erreichen. Es ist fast so, dass sich die Herz-Öffnung nicht tun lässt, nicht erzwingen lässt. Es öffnet sich nur, wenn ich alles gleichmütig akzeptiere, wie es ist.
Im Taoismus nennt man es WuWei, nicht eingreifen, oft wird es auch als Widerstandslosigkeit tituliert.
“Lehren ohne Worte und Wirken ohne tun sind zwei Dinge, die nur von wenigen Verstanden werden… Indem der Weise nichts tut wird alles getan.” Lao Tse
Sein lassen bedeutet nicht immer im Frieden zu sein, sondern auch die Ablehnung gegen den jetzigen Zustand wahrzunehmen, zu fühlen, zu erlauben, sein zu lassen. Es bedeutet, der Wut in sich Raum zu geben, ohne sie auf jemanden zu projizieren. Immer mit der Frage getragen: “Wie groß willst du werden?”
Vor einigen Jahren bemerkte ich, dass ich zwar reich dachte und mich vermeintlich fühlte, doch dies sich nicht in meiner Realität widerspiegelte. Also musste ich irgendwo einen Widerstand haben, von dem ich nichts wusste. Wie beim Strom, schicke ich auf der einen Seite etwas hinein und auf der Anderen kommt nicht nahezu das Gleiche heraus, so muss irgendwo ein Widerstand sein. So prägte ich den Satz: “Die Realität lügt nicht.”
Ich brauchte drei Anläufe bis ich mich meinen Gefühlen hingeben konnte, ihnen den Raum gab, den sie brauchten. Entgegen der gemeinen spirituellen Meinung wird das Gefühl nicht größer, wenn ich es erlaube, denn es ist durch meinen Fokus auf die Ablehnung entstanden und durch Ablehnung oder Ignoranz wird es nur stärker. Das Gefühl sein zu lassen, ohne Bewertung, befreit die Energie wieder und bringt alles in Harmonie.
Klarstellen möchte ich hier jedoch, dass die Wut auf jemanden, eine Projektion ist, ich zum Täter werde und es dadurch nur vermehre.
Lasse ich alles sein, was jetzt ist, da es schon ist und es keinen Grund gibt dagegen zu kämpfen, so beginnt mein Herz früher oder später ganz warm zu werden. Dies steigert sich über Wochen zu einem immensen Glücksgefühl und Wunder beginnen sich zu ereignen.
Ich bin zur rechten Zeit am rechten Ort mit den rechten Menschen und sage das Rechte. Ich habe viele Inspirationen und handle danach. Alles ist wundervoll und alles geschieht mit minimaler körperliche Kraft. Wenn du das einmal erlebt hast, im Fluss zu sein (Flow-Zustand), dann weißt du das angestrengtes Tun dagegen unproduktiv ist. 😀
Sein lassen bedeutet auch die guten Gefühle sein zu lassen und sich ausdehnen zu lassen. Hier gestehe ich ehrlich, dass ich mit den euphorischen Gefühlen noch weniger vertraut bin, als mit Ängsten, Wut und Ablehnung. 🙂
Mein Zugang ist die Meditation, diese ist per se ja Beobachtung. Ich beobachte alles und merke ich, dass ich mich zusammenziehe, irgendwo eng mache, so gebe ich bewusst Raum. Am Anfang empfehle ich immer die Gefühle einzuatmen und beim Ausatmen frei zu lassen. So hast du noch ein wenig Kontrolle.
Nach einiger Zeit, wenn mein Herz nicht leuchtet, frage ich mich: “Ist alles in Ordnung, wie es gerade ist? Lasse ich alles sein, wie es ist?” Es kommt dann z.B. “Nein, ich lehne meine derzeitigen Gefühle ab. Ich müsste mich doch jetzt gut fühlen. Gestern habe ich mich schon so gut gefühlt. Ich will das wieder haben.” Ich frage mich dann: “Kann ich die Ablehnung sein lassen.” Meist kann ich es mit einem herzlichen “Ja” beantworten und mein Herz beginn leicht zu leuchten.
Dies kann auch weiter gehen, denn manchmal habe ich bemerkt, dass ich selbst die Ablehnung ablehne. “Ich sollte das jetzt nicht ablehnen.” Es geht sogar oft soweit, dass ich die Ablehnung der Ablehnung ablehne. 😉 Irgendwann kann ich dann jedoch “Ja” sagen und die ganze Kette des Leids löst sich. Der Widerstand kann ohne noch größeren Widerstand nicht sein
Wenn mein Herz leuchtet bedeutet dies für mich Glück, Liebe, das schönste Gefühl, das ich bisher kenne. Habe ich mich erstmal ein bis zwei Wochen darin geübt, so gibt es mir einen regelrechten Stich ins Herz, wenn ich etwas ablehne oder verurteile.
Die hohe Kunst sein zu lassen, ist für mich das Wichtigste, das ich lehren kann. Es ist die Grundlage von allem. Durch jahrelanges Ausprobieren und studieren bemerkte ich, dass, bin ich in einer ablehnenden Haltung, alle Techniken und vermeintlich guten Gedanken sich nur gegen dieses Gefühl richten.
Die einzige Haltung, die immer funktionierte, war die Gefühle und Gedanken sein zu lassen, sie fließen zu lassen. Es passiert so oder so. Wie oft habe ich meine Mitmenschen beobachtet, wie sie vehement gegen etwas in ihrem Leben kämpften und irgendwann verließen ihre Kräfte sie und sie gaben auf. Auf einmal begann alles wieder zu laufen und ihre Kräfte kamen zurück, sogar Heilung geschah.
Ich wünsche dir, dass du deinen Kreis des Kampfes sein lassen kannst. Du musst nicht immer etwas tun, um wertvoll zu sein. Mögest du den Frieden eines Gebirgssees finden und die Klarheit des Kristalls mit dir sein.