Sag mir die Wahrheit, sei ehrlich zu mir. Fragt man uns, so bevorzugen wir die Wahrheit, das glauben wir zumindest. Die Erfahrung lehrt uns, dass wir ihr öfter aus dem Weg gehen. Die Wahrheit ist relativ bzw. subjektiv, sagen viele. Dies ist bedingt wahr. 🙂 Nach eingehender Beobachtung kristallisieren sich wenige universelle Wahrheiten heraus. Wir wollen glücklich sein, respektiert werden, in Frieden und Würde leben, uns frei entfalten…

Es ist mehr dahinter, wenn wir auf unsere subjektive Wahrheit eingehen. Auch Meinungen sind Wahrheiten. Diese auszudrücken, führt oft zu Konfrontationen. Kampf kostet Kraft und alles Anstrengende wird schon alleine aus Kosten-Nutzen Gründen reduziert. Ein weißer Mann/ eine weiße Frau wählt seine Kämpfe mit Bedacht. In erster Linie ist es leichter, wenn wir akzeptieren, dass es unzählige Wahrheiten gibt, die selbst entgegengesetzt existieren können. Mancher wählt den Weg des Nicht-Wissens und entgeht jeglicher Konfrontation oder vertritt eine Meinung und schiebt sie auf den, der sie gesagt hat. 

Wir reagieren auf Wahrheiten aus Gewohnheit mit Gegenangriff. Kritik ist eine unglücklich vorgebrachte subjektive Wahrnehmung, die uns konditionierte. Wir wollen in der Regel nicht streiten, doch jede vorgebrachte Wahrnehmung birgt die Gefahr einer Konfrontation. Gleich weiter machen können wir aber auch nicht mehr. So sind uns die Hände gebunden und wir verschieben unsere Kraft aufs Täuschen. Dies braucht zuerst weniger Kraft, doch auf Dauer summieren sich die Themen. Uns selbst und den anderen zu belügen, beraubt uns dann unseres Leuchtens.

Unsere Wahrheit ohne Verurteilung auszusprechen, braucht Übung. Wir sind es gewohnt, alles Üble von uns zu weisen. Keine Eingeständnisse zu machen, aus Angst die Schuld zu bekommen und den Schaden begleichen zu müssen. So begeben wir uns langsam in Stase, wo wir weder ein noch aus wissen. Unsere Wahrheit in gemessenem Tonfall, mit Endgültigkeit sagen, kostet Mut. Einmal ausgesprochen, können wir sie nicht mehr zurücknehmen. Die Konsequenzen sind nicht vorherzusehen. Unser Gegenüber könnte mit Verständnis reagieren und die Situation klären oder es als einen Affront nehmen und die Beziehung beenden. Jede Reaktion dazwischen ist prinzipiell möglich. Lange hielten wir unsere Wünsche und Wahrnehmungen zurück, passten uns an und alle Wut dringt im Versuch uns zu befreien auf einmal an die Oberfläche.

Ungewissheit und stürmischen Gefühle fürchten wir. Wahrheit bringt Wandlung mit sich. Die Frage ist, ob wir mit den Konsequenzen besser leben können, als mit jenen, es nicht zu tun. Wir alle kommen an einen Punkt, an dem wir nur noch wir selbst sein können und dafür die Veränderung in Kauf nehmen. Alles andere haben wir schon versucht, es hat uns nur Leid gebracht. 

Wir blockieren uns oft, indem wir unser Verhalt von den Reaktionen unseres Gegenübers bzw. Unterdrückers 🙂 abhängig machen. Es wird natürlich mit untergründigen Konsequenzen gearbeitet und oft verhalten wir uns nicht besser. Ein Weg raus, ist den bzw. die Anderen aus der Gleichung zu streichen. Was wollen wir, was ist uns wichtig? Dann nehmen wir diese ganze Aggression und die Angst vor dem Ungewissen wahr, akzeptieren, dass wir wütend sind und Angst haben.

Schreiben oder mit einem guten Zuhörer reden bewirkt ebenfalls Wunder der Klarheit. Wir wissen in vielen Situationen nicht, was wir wirklich wollen. Was hinter unseren oberflächlichen Wünschen steht. Ist es einfach der Wunsch, wir selbst zu sein? Haben wir Klarheit erlangt und uns entschieden, was wir tun und welche Konsequenzen wir umsetzen, werden unsere Grenzen weiterhin überschritten, können wir diese vermitteln. Wut ist nicht mehr erforderlich, da wir den anderen nicht ändern müssen. Unsere Entscheidung und Handlung sind gefallen, wie sich der oder die andere auch verhält. Wir müssen nicht mehr auf den Wandel von etwas oder jemanden außerhalb von uns warten. So wird viel Energie frei, wir haben erneut das Gefühl ein Maß wenig Kontrolle bzw. Bestimmung in unserem Leben zu haben.

Oft versuchen Menschen über Lebensbereiche unseres Lebens zu bestimmen, die nicht in ihrer Macht liegen. Es gibt ihnen ein Gefühl der Kontrolle und somit Sicherheit. Wir lassen uns hineinziehen und befinden uns schnell in einem Kampf uns von der Restriktion zu befreien, obwohl von Anfang an das Gegenüber nichts darin zu melden hatte. So kann aus diesem ganzen Ablauf schnell ein Kleinkrieg werden. Das ewige Forschen nach unseren Wünschen, Klärung und erneute Übergriffigkeit. 

Menschen werden getrieben von ihren Emotionen, vordergründig Angst. Umso ängstlicher jemand ist, desto mehr versucht er zu kontrollieren, selbst dich und mich. Ab einem gewissen Punkt ist die Konsequenz zu gehen. Zu bleiben würde uns nur zeigen, dass wir selbst der Angst bzw. Abhängigkeit verfallen sind. Ist es so, wäre die Erkenntnis und das Eingeständnis der erste Schritt zur Heilung. Erst mit genügend Vertrauen werden wir den Schritt wagen. Angst ruft Kontrolle. Kontrolle strebt nach Sicherheit. Sicherheit ist in einer Welt, wo nur der Wandel Bestand hat, eine Illusion. Ein Teil von uns weiß das, er sieht es jeden Tag, verlässt er das Haus und begegnet der Natur.

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