Ein mutiges “Nein” erfordert für viele von uns Überwindung. Warum ist es so schwer? Heutzutage handeln wir nicht mehr mit Waren, sondern Dienstleistungen. Der erste Handel findet in der Kindheit statt. Die Eltern fühlen sich oft gezwungen Vieles für ihre Kinder zu tun. Als Folge sind die Kinder gezwungen Vieles für ihre Eltern zu tun. Keiner hat das Gefühl die Wahl zu haben. Ein “Nein” als Kind zieht oft umfangreiche Konsequenzen nach sich. Wenn du das nicht tust, dann mache ich jenes nicht mehr für dich.
Ein Kind hat wenig Option das erwünschte anders als durch seine Eltern und vielleicht Großeltern, zu erlangen. Wir gehorchen also und dieses Gefühl nur etwas zu bekommen, wenn wir etwas Leidliches für jemand anderen tun, besteht fort. Außer man wurde schon früh zu einem Rebellen und die Zustimmung seiner Eltern lehnte man nach Außen hin ab, das wäre dann eine andere Baustelle. Im Job ist es ähnlich. Wir haben das Gefühl für das Geld leiden zu müssen. Es ist freilich ein verdecktes Gefühl und vielleicht verneinen wir es sogar.
Durch “Nein” eine klare Grenze zu ziehen, erfordert Kenntnis unserer Grenzen. Was wollen wir nicht? Was ist der wahre Grund, warum wir es nicht wollen? Was wollen wir wirklich? Meist sind wir durch alle Reize nur im Außen, wir verlieren unsere Selbstwahrnehmung, wir verlieren unser Selbst. Wissen nicht mehr, wer wir sind, wer die Anderen, was unsere Gedanken, Gefühle, Wünsche, was die der Anderen. Erst, wenn wir wieder zu uns selbst nach Hause kommen, fühlen wir uns wieder zu Hause. Ist es das, wonach wir gar in Süchten suchen?
Schlussendlich hinter all den Zwängen, Zweifeln und Wirren haben wir Angst alleine zu sein. Wie ein kleines Kind, unter der Drohung zurückgelassen zu werden, folgt es nicht. “Nein” zu sagen erfordert das innerliche Wissen alleine überleben zu können. Niemanden zu brauchen, Vertrauen in uns selbst, unsere Erfahrungen, unsere Fähigkeiten und das das Leben es gut mit uns meint.
Die Hintergründe meiner Schlussfolgerung. Sagen wir “Nein”, so haben wir sofort Angst das Gegenüber zu enttäuschen und fürchten uns vor der Ablehnung. Enttäuschung ist die Auflösung der Täuschung. Wir haben diesem imaginären Gegenüber all diese Zeit etwas vorgemacht, da wir aus Angst nicht ehrlich wahren. Zu uns zu stehen, geht folglich nie, ohne die zu enttäuschen, die wir getäuscht haben. Hinter der Furcht vor Enttäuschung steht die Angst verlassen zu werden.
Wenn ich jemanden brauche, ist niemand mehr da für mich. Gleichsam schwingt eine weitere Furcht mit. Wenn alle enttäuscht sind, braucht auch uns niemand mehr. Wir fühlen uns dann nutzlos, haben all die Zeit unser Selbstbild an den Wert geknüpft, den wir für Andere haben.
Menschen, die uns nur mögen, weil wir das tun, was sie wollen und uns egoistisch nennen, wenn wir das tun, was wir mögen, sind wohl kaum Freunde zu nennen. Es stellt sich die Frage, ob wir solche Menschen überhaupt in unserem Leben haben wollen? Erst mit der Entscheidung lieber alleine und glücklich zu sein, als gebraucht und voller Wut, Angst und Ablehnung, macht uns frei.
Dann kommen und bleiben wahre Freunde, die uns so akzeptieren, wie wir sind. Uns dafür schätzen, was wir tun, was wir lassen, für die klaren Worte und Grenzen, die wir mitteilen. Klare Grenzen zu setzten gibt Beständigkeit. Jeder weiß woran er ist und worauf er sich verlassen kann. Im Gegenteil dazu ist das Recht-machen eine Täuschung, ein Zwang und keiner weiß mehr, woran er ist.
Anregung zur Umsetzung: Sage “Nein” bei einer Kleinigkeit und nimm die Ablehnung deines Gegenübers war. Am leichtesten geht es bei Freunden, die Familie hingegen empfehle ich am Ende. Vielleicht wirst du auch überrascht und deine Grenzen werden respektiert. Sei dir bewusst, was du nicht willst und was du willst? Mache dir bewusst, du hast dein Leben bisher gut bestritten und wirst es auch weiterhin tun, selbst, wenn diese Person dich verlässt. Kein Grund Angst zu haben.