“Jene, die nicht nach Macht streben, sind wohl die, die am besten dafür geeignet sind, sie auszuüben.” Wenn wir jemanden Macht geben, so zeigt sich sein wahrer Charakter. Das, was heute als Macht angesehen wird, ist überwiegend negativ behaftet. Ein spiritueller Mensch hütet sich schon davor, es in den Mund zu nehmen. Was damit gemeint ist, ist die Macht über andere. Die pervertierte Form des Reinen. Jemand muss dann tun, was ich sage, ob es ihm gefällt oder nicht. Besonders, wenn es ihm oder ihr nicht gefällt, dann ist es für viele Individuen aufregend.
Der wahre König oder die Königin 🙂 herrscht oder weibscht 😉 nicht über das Volk, er dient dem Volk. Denn er weiß, dass er ohne das Volk nichts wäre, das Volk ihm folgt, weil er das beste für alle im Sinn hat. Lange her, dass wir solcherlei Anführer gesehen haben. Denn mit Macht kommt Verantwortung. Wer Macht hat, doch die Verantwortung bzw. die Konsequenzen seiner Handlungen auf andere abschiebt, ist es nicht würdig sie zu führen. Wir wissen dann sofort, woran wir sind. Macht auszuüben, zu führen, fordert alles von uns.
Wir müssen ein Krieger sein, der klare Grenzen zieht und gerechte Konsequenzen ausübt. Ein Magier, der sich selbst und seine tiefsten Mysterien kennt. Ein Liebhaber, der die Rituale der Liebe verinnerlicht hat. Ein Wilder, der immer wieder aus alten Normen ausbricht, um ins Unbekannte zu gehen. Ein Jüngling, eine Jungfrau, die offen für Neues ist und es unvoreingenommen ausprobiert.
Macht bringt alles an die Oberfläche. Wie oft konnte ich miterleben, dass ein leicht narzisstisch veranlagter Mensch Macht erhielt und von einem Tag zum anderen unerträglich wurde. Es zeichnete sich schon vorab, das Herumkommandieren, Respektlosigkeiten, wichtig sein, doch dann wurde es unübersehbar. Andere haben Ängste, verletzt zu werden und überdecken diese mit extremer Aggressivität. Manche wollen gar keine Macht und den sozialen Balanceakt, der damit zusammenhängt, müssen ihn jedoch übernehmen, weil es einfach dazu gehört.
Macht ist auch die Fähigkeit etwas tun zu können, sich aber bewusst dagegen zu entscheiden, weil es falsch ist. Gentleman sind ein Beispiel, gentle bedeutet sanft. Also der sanfte Mann, doch nur, weil ein Leopard auch mal schmust, sollte man seine Zähne und Krallen nicht vergessen. Macht ist ein Werkzeug und plötzlich hat man viele Möglichkeiten mehr und das macht 🙂 viele Menschen gefährlich.
Die größte Angst, die wir haben, ist vor unserer eigenen Macht. Die Größen, zu denen wir fähig sind. Beginnen wir diese Macht zu erahnen, können wir unmöglich in unserem alten Leben bleiben. Alleine die Vorstellung treibt uns heraus. Dann können wir kein Opfer mehr sein und die Schuld auf andere bzw. anderes schieben. Wir werden gezwungen unseren Ängsten zu begegnen, bewegt von der Inspiration nach Freiheit, Leichtigkeit, Vertrauen, Frieden und Freude. Wie alles, ist es eine Entscheidung, die wir eher unbewusst treffen.
Wir werden uns wohl kaum eingestehen, dass wir unser Leid selbst gewählt haben, wenn wir gerade mitten drin sind. Wenn wir uns nicht entscheiden, so entscheiden andere für uns. Wenn wir unsere Macht abweisen bzw. weggeben, so herrschen andere über uns. Doch nehmen wir unsere Macht an, so haben wir die volle Verantwortung über unser Leben. Was uns wiederum zu dem kollektiven Glauben führt, dass alles zufällig und mechanisch passiert. Wir folglich in einem Universum leben, dem wir einer Maschine gleich, egal sind. Wo einzig unser Handeln etwas bewegt. Was uns wiederum in vollkommene Machtlosigkeit führt.
Dieses Gefühl wollen wir nicht, entweder, weil es sich nicht gut anfühlt, oder weil wir intuitiv wissen, dass es nicht stimmt. Auf jeden Fall häufen wir weiter Glaubenssätze an, strengen uns mehr an und verschwenden durch zig entgegensetze Glaubenssätze, mengen unserer Kraft. Die wahre Macht liegt in uns, sie war immer da und niemand kann sie uns nehmen.
“Einst machte ein Mann eine Geschäftsreise. Im Zug traf er auf einen anderen Geschäftsmann, der ihm anbot, mit ihm am Ankunftsort ein Zimmer zu teilen, um Geld zu sparen. Der Geschäftsmann nahm an. Der Kollege, war jedoch ein Betrüger und versuchte den Geschäftsmann um sein Geld zu bringen. Jeden Abend zählte der Geschäftsmann recht offen seine Einnahmen auf dem Tisch des Zimmers. Jede Nacht suchte der Betrüger nach dem Geld und fand keines. Zwei Wochen ging das so, bis der Betrüger aufgab und dem Geschäftsmann von seinem Betrugsversuch erzählte. Der Geschäftsmann lächelte den Betrüger an und sagte, dass er seine wahre Gestalt von Anfang an kannte und das Geld jede Nacht dort versteckte, wo der Betrüger nicht danach suchen würde…. unter seiner Matratze.”
Wir fürchten den Tod unseres jetzigen Ichs. Unser Ich besteht aus unserer Weltsicht, unseren Einstellungen, Erfahrungen und Wünschen. Würden wir unsere Macht annehmen und beschriebenes langsam verwirklichen, so würde das alte Ich mit seinen Wünschen und Sichtweisen langsam verschwinden. Was wir als bedeutend ansahen, würde seine Bedeutung verlieren, anderes würde uns wichtig werden. Unsere Art zu denken und zu fühlen, das Spektrum unserer Gefühle und Erfahrungen würde sich erweitern. Der Verstand ist ein Überlebensmechanismus, sein Glaube ist seine Essenz. Wandelt sich der Glaube, so würde auch ein Teil dieses Verstandes bzw. Ichs sterben und dagegen wehrt er/es sich.