Sosehr sehnen wir uns danach, gesehen zu werden. Wir wollen an-erkannt werden und doch fürchten wir uns davor uns zu zeigen. Der Widerstand kann ohne Gegendruck nicht bestehen. So erhalten sich die ältesten und stärksten Schatten selbst. Sehnsucht und Furcht geben ein gutes Gespann ab. Offenbaren wir nie unsere wahren Gedanken und Gefühle, werden wir für eine Täuschung gelobt. So fühlt sich auch die liebevollste Anerkennung schal und leer an. Wir glauben nicht liebenswürdig zu sein, wie wir sind. 

Wenig verwunderlich, da wir Tag ein Tag aus immer hörten, wer wir sein sollten, was zu tun, was zu lassen ist. Beachtung bekamen wir durch Erfolge, nachdem wir etwas geleistet haben. Als wir laufen lernten oder trocken wurden, gab es eine Aufregung und massenhaft Beachtung. Doch ganz tief in uns schlummert der Wunsch, einfach zu sein. Gut zu sein, wie wir jetzt sind.

Es ist nicht die Furcht vor der Ablehnung, die uns davon abhält, uns zu zeigen. Es ist die Angst vor dem Unbekannten. Wie ein Kätzchen, welches das erste Mal die Welt erkundet. Nur, dass wir keine Mutter haben, zu der wir zurücklaufen können. Wir sind ja schon erwachsen, sowas ziemt sich nicht. 

Bohren wir nach, kommen recht merkwürdige Aussagen an die Oberfläche. In meinem Fall, wollte ich mich erst zeigen, wenn ich genügend Geld habe. Denn dann ist es mir egal, was andere von mir halten, da meine Einkünfte und somit Sicherheiten, nicht von meiner Konformität abhängen. Wie sooft liegt der Weg zum Erfolg genau im Gegenteil. Nachdem ich finanziell erfolgreiche Menschen studiert hatte, stellte ich fest, sie scheren sich wenig, was andere von ihnen halten. 

Menschen, die mir glücklich erschienen, hatten selbige Ausstrahlung, obgleich jene in dieser Hinsicht weniger aggressiv auftraten. Es klingt komisch und wir wollen es oft nicht hören, wir verkaufen unsere Fähigkeiten, provokativ ausgedrückt, uns selbst. Nur, dass unser Selbst dadurch nicht weniger wird. 

Wir alle wollen etwas Besonderes, in welcher Hinsicht auch immer. Um aufzufallen, Eindruck zu machen, zwecks Wertsteigerung oder Schönheit. Besonders geht überwiegend mit Seltenheit bzw. Einzigartigkeit einher. Einen Kieselstein tragen nur wenige als Anhänger, außer er hat eine Geschichte, dann ist auch dieser einzigartig. 

Was ich damit sagen will, wir sind einzigartig und das wollen die Menschen und genau davor haben wir Angst. Freilich nicht alle, es wird immer ein paar geben, die uns ablehnen. Doch für die sind wir nicht die richtigen Menschen. Gleichwohl wird es immer jene geben, die uns für das schätzen, was wir sind.

Beispiele, warum die Meinungen anderer wenig über uns aussagen. Haben wir ein Problem und gehen zu fünf Vertrauten und fragen sie nach ihrer Meinung, so wissen wir am Ende von all den Gedanken nicht mehr, wo uns der Kopf steht. Eine Entscheidung zu treffen, fällt uns nun noch um einiges schwerer, als zuvor. Selten hört uns jemand zu und stellt einfühlsame Fragen, damit wir selbst zu einer Antwort kommen. Meist sind alle gierig danach zu helfen, recht zu haben und einem ihre Meinung überzustülpen. 

Angenommen, wir umarmen fünf wildfremde Menschen, wir können sie auch beschimpfen, wenn du dir das lieber vorstellst. 🙂 Die Reaktionen aller werden unterschiedlich und gänzlich unvorhersehbar ausfallen. Wir sind vielleicht die Initiatoren, doch ihre Reaktion hat ausschließlich mit ihnen zu tun. Zusammengefasst: Was Susi über Sally sagt, sagt mehr über Susi, als über Sally.

Wie wir von anderen gesehen werden und diese reagieren, liegt nicht in unserer Macht. So können wir unseren Ängsten begegnen und sehen, wie unsinnig und Kräfte raubend der Versuch war, durch Täuschung an-erkannt zu werden. Die Ängste stecken uns, auch nach der Erkenntnis, in den Knochen und es wird ein wenig Überwindung kosten, über unseren Schatten zu springen. 🙂

Größtenteils glauben wir, Veränderung ist etwas Großes und Plötzliches, wie ein Baum, der umfällt. Doch beobachten wir genauer, so sehen wir, wie lange es dauerte, bis die Eiche ihre Majestät erreichte. Wie lange sie im Begriff der Verwesung war, bis es zum Fall kam. So müssen auch wir uns nicht groß und schnell wandeln. Es sind die kleinen und beständigen Wandlungen, die auf Dauer einen großen Effekt haben. So stellen wir auch sicher, uns selbst treu zu bleiben. 

Anregung zur Umsetzung: Beginne im kleinen du selbst zu sein. Ruhe, wenn dir danach ist und fühle den Druck alle Aufgaben zu erledigen. Tue mal unliebsame Kleinigkeiten für deine Familie nicht und, wird es kommentiert, sprich darüber, dass du es nicht mehr tun magst, bzw. nicht mehr immer tun magst. Wenn du nicht mehr zuhören magst, so sage es. Gewohnheiten ändern sich nur langsam und jene in unserem Umfeld werden zwangsläufig davon beeinflusst. 

Sei dir also sicher, wie und was du in Zukunft tun willst, bevor du eine Veränderung in Angriff nimmst, die deine Familienmitglieder beeinflusst. Es wird ihrer seit nämlich sicherlich Widerstände geben. Deshalb lieber mit sich selbst üben und seinen Raum von dort aus ausbreiten. Bis wir wieder den Raum einnehmen, der der unsere ist. Menschen gewöhnen sich auch leichter an kleine Veränderungen, als an große und ruckartige. Du kannst bei Fragen auch sagen, dass wir es jetzt mal so probieren und sehen, wie es läuft. 😉 Meist haben sie sich dann schon daran gewöhnt und ehe sie sich versehen, steht ein neuer Mensch vor ihnen.

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